Zur Rolle der künstlichen Intelligenz

Die zunehmende Leistungsfähigkeit der Künstlichen Intelligenz (KI) ist immer wieder aufs Neue verblüffend. Maschinell erstellte Übersetzungen sind eine gute Option für gewisse Standardsituationen aus dem Alltag und für Inhalte, die schnell verstanden werden müssen. Auch aus der Arbeitswelt sind auf KI basierende Übersetzungsprozesse nicht mehr wegzudenken, müssen jedoch von professionellen Übersetzern kritisch hinterfragt und überarbeitet werden, damit die zu erwartende Qualität gewährleistet wird.

In der Tat muss jede automatisch erzeugte Übersetzung bzw. Grobübersetzung gründlich überprüft, verbessert und angepasst werden, und zwar von einem menschlichen Experten, der neben seiner fachlichen Kompetenz die Feinheiten der sprachlichen und kulturellen Hintergründe beherrscht und über eine Kreativität verfügt, die ein Computer nicht aufbringen kann. Die Maschine stößt auch schnell an ihre Grenzen, wenn es darum geht, frei gestaltete Inhalte wie Presse-, Marketing- und Werbetexte zweckmäßig, harmonisch und stilsicher zu übertragen. In manchen Bereichen wie Recht oder Medizin könnten Ungenauigkeiten sowie inhaltliche oder terminologische Fehler sogar gravierende Folgen haben.

Zusätzliche Risiken und Fehlerquellen einer mit KI erstellen Übersetzung sind die fehlende terminologische Einheitlichkeit zwischen den unterschiedlichen Textpassagen, falsch interpretierte Sprichwörter, Stilfiguren, idiomatische Ausdrücke, Mottos und Wortspiele, aber auch vielmals isolierte Wörter aus Listen, Titeln, Tabellen oder solche, die sich in Textspalten mit visueller Verbindung befinden. Die meisten Übersetzungsprojekte beinhalten solche Elemente, die einfach nicht eins zu eins übersetzt werden können. Hinzu kommen noch u.a. die vom Kunden vorgegebene Fachausdrücke, die meist nur nachträglich eingearbeitet werden können.

Es werden also weiterhin kompetente Menschen gebraucht, die mit ihrem Fachwissen die Dokumente bis ins kleinste Detail nachbearbeiten, um die Unstimmigkeiten der Maschine zu korrigieren und qualitativ hochwertige, fachlich korrekte und sprachlich stilsichere Texte zu liefern. Diese Form der Revision von maschinellen Übersetzungen nennt man in der Fachsprache „Post-Editing“, ein Nachbearbeitungsaufwand, der oft ebenso anspruchsvoll und zeitaufwendig ist wie eine klassische Übersetzung. Post-Editing ist auch nicht mit dem Lektorat oder der Revision zu verwechseln, die beide daraus bestehen, die Arbeit einer anderen Person und nicht einer Maschine Korrektur zu lesen.

Auch wenn sie KI als Bedrohung für ihren Beruf sehen, können Übersetzer diesen Trend heute nicht mehr ignorieren. Wichtig jedoch ist, dass die Menschen nie vergessen, dass der Einsatz von künstlicher Intelligenz nur sinnvoll ist, wenn diese Technologie mit der Genauigkeit, dem Fachwissen und der Kreativität eines Menschen kombiniert wird!